Bildungsleitlinien
Kindertageseinrichtungen haben einen Bildungs,- und Erziehungsauftrag, der in den jeweiligen Gesetzen und Ausführungsbestimmungen niedergelegt ist.
Ziel ist es, die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit, sowie Lernbereitschaft und Lernkompetenz zu fördern.
Der hier festgeschriebene Bildungsauftrag wurde vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein in 6 Bereiche gegliedert:
- Sprachen, Zeichen/Schrift und Kommunikation
- Mathematik, Naturwissenschaft und Technik
- Kultur, Gesellschaft und Politik
- Körper, Bewegung, Gesundheit
- Gestalten, Darstellen, Musik, Theater und Medien
- Ethik, Religion und Philosophie
Wir verstehen Bildung als eine Aneignungstätigkeit, mit der sich der Mensch ein Bild von der Welt macht ( Humboldtsches Bildungsverständnis). Dieses Verständnis kennzeichnet Bildung als einen lebenslangen Lernprozess.
Es vollziehen sich hierbei entwicklungspsychologische Prozesse, die sich in 3 Ebenen gliedern:
- Das Bild von sich selbst -
- das Kind in seiner Welt
- Das Bild von anderen - das Kind in seiner Gemeinschaft
- Das Bild von der Welt - Weltgeschehen und Welt erkennen
In unserem Kindergarten „ Buurenstair“ ermöglichen wir es den Kindern in einen intensiven Kontakt mit ihrer Umwelt zu treten. Dazu gehören u.a. Tiere, Pflanzen, Wasser...
Sie können sich selbst mit der sie umgebenden Wirklichkeit in Beziehung setzen.
Erkläre mir und ich vergesse, zeige es mir und ich erinnere, lass es mich tun und ich begreife.
Durch die ständige Auseinandersetzung mit der Umwelt werden drei Wahrnehmungsbereiche entwickelt, die Wahrnehmung über die Haut, der Gleichgewichtssinn ( balancieren, klettern), Körper,- Tiefenwahrnehmung, über Muskeln, Sehnen und Gelenke.
Eine gute Wahrnehmung ist die Grundlage aller Lern,-und Integrationsprozesse.
- hören: Tierstimmen, Windgeräusche, Wasserrauschen u.v.m.
- sehen: Farbenspiel der Natur, schöne Steine, Muscheln...
- schmecken: selbstgemachte Marmelade, Obst, Gemüse aus dem Garten, Hagebutten...
- riechen: Blumen, Meer, Gras, Heu, Erde Tiere....
- fühlen: Weiche des Fells, Wärme der Erde, Struktur der Rinde...
So, wie die Grobmotorik durch vielseitige Bewegung geschult wird, entwickelt sich nachfolgend die Feinmotorik. Zum Beispiel im Umgang mit Werkzeug, basteln mit Naturmaterialien, vorsichtiges Anfassen von Kleintieren, Blumen aussäen, pflücken, Eier aus dem Nest holen und so vieles mehr. Gleichzeitig fördert es die Konzentration der Kinder.
Die Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit durch das tägliche Spiel mit Naturmaterialien / Sand, Steine, Stroh, Äste...) hat einen hohen Stellenwert. Alle Sinne werden angesprochen, die Wahrnehmung findet auf ganzer Ebene statt.
Einen Garten anlegen, säen, Wachstum mit Freude zu beobachten, zu ernten und zu verarbeiten hilft wichtige Kreisläufe zu verstehen und zu erkennen. Eine wesentliche Erfahrung ist, das alles seine Zeit braucht.
Am Beispiel von selbstgemachtem Apfelsaft kann man aufzeigen, wie alle Bildungsbereiche abgedeckt werden:
- mathematischer Bereich: Gewicht, Größe, Form, Maße einteilen, zählen der Apfelspalten und Kerne
- Musik. gestalten, darstellen: zB Lied „in einem kleinen Apfel...“, Farben bestimmen
- Ethik, Religion, Philosophie: Natur, Gott, Schöpfer
- Körper, Gesundheit, Bewegung: Geruch, Geschmack, Vitamine, gesunde Ernährung, schälen ( Fingerfertigkeit), Umgang mit dem Messer
- Sprache: Absprache der Arbeitsschritte, Erfolgserlebnis
Im Umgang mit den Tieren lernen die Kinder, dass Freundschaften nur durch geduldige, sanfte, ehrliche Annäherung und regelmässige Pflege entstehen und erhalten bleiben.
Herausforderungen haben die Kinder durch den täglichen Aufenthalt im Garten und im Freien. Sie können toben, matschen, Höhlen bauen, balancieren, klettern. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das alles stimuliert in besonderem Maße die ganzheitliche Wahrnehmung über die Sinnesorgane.
Vielfältige Anregungen zur Erweiterung ihrer Sprachkompetenz erhalten die Kinder nicht nur durch regelmässiges Hören von Geschichten, dem täglichen singen, tanzen, Rhythmusübungen, Übungen der phonologischen Bewusstheit, sondern auch durch das Nachahmen von Tierstimmen. Ein Kind das mit einer Sprachentwicklungsverzögerung, das sich ungern artikuliert, verliert seine Scheu im Zwiegespräch mit einem Tier.
Friesisch im Kindergarten
Die friesische Sprache hat einen festen Platz in unserem Kindergarten. Aufgabe ist es, die alte Heimatsprache zu entdecken und zu pflegen, damit sie nicht für immer verloren geht. Vor diesem Hintergrund sollen die Kinder an die friesischen Kultur und Sprache herangeführt werden.
Unsere Kollegin Lina Schröder ist muttersprachlich friesisch aufgewachsen und vermittelt nun in Anfängen in allen Kindergartengruppen 1x wöchentlich im Morgenkreis die Sylter Sprache: das Sölring.
2009 erhielten zwei Kollegen unseres Teams den C.P.-Hansen Preis als Anerkennung der Arbeit um den Erhalt der friesischen Sprache.
Unseren Tag „üp de buurenstair“ ( auf dem Bauernhof) erleben wir hautnah und die Kinder hören Tiernamen, Geräte. Pflanzen usw. üp sölring und entwickeln so ein Gefühl für diese Sprache. Mit dem Lied „ Unkel Jörg de her ön Buurenstair", das den Kindern auch auf deutsch bekannt ist, wird das Gelernte gefestigt.